WIE SCHÖN IST ES ZU HAUSE

Angelika Ranzenhofer beschreibt ihre Arbeit folgendermaßen:

Der Fragestellung nachgehend, warum ich auf Textil im Siebdruck etwas darstellen möchte, befasste ich mich mit dem Thema 2. und 3. Haut, also meiner Umgebung. Unter 2. Haut ist Kleidung zu verstehen, mit der 3. meine ich die Behausung. Jene 3. Haut der Behausung wollte ich also auf einer textilen, die 2. Haut repräsentierenden, Fläche drucken.

In der fotografischen Auseinandersetzung mit meiner Wohnumgebung/Behausung, also 3. Haut, wollte ich einen kritischen Blick auf den heutigen Siedlungsbau zeigen, der für mich momentan die einzige leistbare Wohnmöglichkeit ist. Besonders ungemütlich empfinde ich die völlige Zurückdrängung von Natur aus dem Wohnraum in der Siedlung. In einer Wohnung ohne Balkon im 3. Stock, wo der Hof mit seinen Betonplatten, zu Tode gemähtem Gras und kahl geschnittenen Büschen keinerlei Erholungseffekt bietet, wächst die Sehnsucht nach Natur oder einem anderen Platz zum Wohnen. Jenes übertriebene zu Tode pflegen und Kontrollieren jeglicher Regung der Natur spiegelt einige SiedlungsbewohnerInnen in ihrem Charakter sehr gut wider, die sich an die Enge, Kontrolle und Kahlheit des Wohnraumes sehr gut angepasst haben.

 

UMSETZUNG

Die Entscheidung fiel auf ein kahles Foto eines Ausschnittes des Eingangsbereiches, der wenig einladend wirkt und die zurückgedrängte Natur in einem kleinen, abgestorbenen Rasenstück gut widerspiegelt. Es ist zwar alles klar und sauber in Ecken unterteilt, was kompositorisch eine schöne Symbolik für die kleinkarierte Einstellung und Starrheit vieler Bewohner ist, jedoch bröckelt der Putz an manchen Stellen ab, die Schäbigkeit und Freudlosigkeit kommt dabei durch.

Jenes Foto druckte ich auf verschiedene Stoffe mit der Technik des 4- Farben- Raster- Systems und bezog damit Objekte, welche wiederum symbolische Füllungen in sich tragen. Wichtig dabei war mir die unterschiedliche Materialität im Befüllen der als Kissen genähten Bildobjekte, da auch das dargestellte Haus selbst die unterschiedlichsten Materialien in sich birgt.

So ist ein Kissenbild mit Papierkügelchen befüllt, eines mit Metallkügelchen, eines mit Plastiksäckchen und eines mit einem Handtuch aus Stoff. Somit sind einige Hausmaterialien repräsentiert. Optisch wirken die Kissen wie weiche, normale Kissen, jedoch ist das Gefühl sowie das Geräusch beim Anlehnen/ Berühren befremdlich. Dies wiederum ist eine Metapher auf die unterschiedlichen HausbewohnerInnen, die nach außen alle gleich und normal wirken wollen, jedoch diverse befremdliche Innenleben führen. Außerdem bezog ich Objekte mit den Bildern, wie Kartons, Holzstäbe und ein Buch, um die Materialvielfalt zu erweitern. Dadurch entstanden diverse an Einrichtungsgegenstände erinnernde Textilobjekte, die in einem Raum als solche arrangiert werden können. Die Außenwelt meiner Wohnumgebung kann ich damit nach innen holen, ich lasse damit die Umgebung in meine Wohnung ein, öffne mich für die Einflüsse von außen, auch wenn ich nicht alles kritiklos hinnehme oder gutheiße.

Trotz allem ist das zu Hause das zu Hause und die Auseinandersetzung mit der Wohnumgebung zeigt, dass neben all dem Unangenehmen auch ein Angenehmes liegt und eine gegenseitige Akzeptanz herrschen kann.

 

Die Arbeit ist in der Lehrveranstaltung Textildruck/ 4 Farben Raster bei Melanie Greußing im WS 2014/15 entstanden.

Bildschirmfoto 2015-05-05 um 18.01.39
© Angelika Ranzenhofer
Bildschirmfoto 2015-05-05 um 18.01.12
© Angelika Ranzenhofer
Bildschirmfoto 2015-05-05 um 18.00.53
© Angelika Ranzenhofer
Bildschirmfoto 2015-05-05 um 17.58.38
© Angelika Ranzenhofer

 

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