tkd-stammtisch 131119 18_00

um plateauschuhe zu bauen benötigt man 2 dinge: plateau und schuhe.

dieser herausforderung haben sich die studierenden beim heutigen stammtisch gestellt, um die wesentlichen niveaubarrieren zwischen einer transgeschlechtlichen durchschnittskörpergrösse von 1,73 metern und den höher gelegenen spind-fächern zu überwinden.

dazu wurden vorhandene pantoffeln im japan-denim-style fragmentiert und ihrer funktion beraubt. um die pantoffel in zukünftige plateoffels zu verwandeln benötigt es aktuell mehr zeit. momentan sind sie lediglich ein destillat aus fragilität und impulsivität. nach ausführlichen team-meetings und konkretisierungen werden die schuhe allerdings zeitnah ihren einsatz als distanz-minderndes tool antreten können.

während des destruktiven gestaltungs-prozesses entertainte man sich gegenseitig mit bizarren erzählungen aus dem heimatlichen umfeld. die anekdoten verwiesen oft auf pietätlose moralen, unter anderem, dass die unachtsam-häufige verwendung von spielwaren zu inzestiösem verhalten führen kann oder die nekrophilie oft im wohnzimmer ihr ende findet.

kulinarisch wurden unsere gaumen von der stv-tkd verwöhnt, die wie immer einen grossartigen job macht. von hummus bis chips, von rotwein bis bier blieben keine wünsche offen. g‘schmeckt hat es allen.

protokoll für projexkursion:

  • stadt / land
  • sozial
  • interaktiv
  • un-orte
  • finanzielle sicherheit
  • unsicherheit
  • system

 

text + foto: florian hareter

 

 

„Method Writing“ statt „Writing Method“

Chvatal Erfolg
(c) Renée Chvatal

Im künstlerischen Einzelunterricht „Schreiben und Milieu“ ging es ebenso wie beim nächstes Jahr wieder angebotenen „Texten und freien Schreiben“ darum, dass jede/r – wirklich jede/r – seine oder ihre eigene Stimme zu finden versucht. Grundlage dafür ist die Einübung in ein möglichst breites Spektrum an Textsorten, Übung, laufende Korrekturen und – Freude!

Warum ist eine eigene Stimme auch für KünstlerInnen und DesignerInnen wichtig, die das Schreiben nicht zum Beruf machen wollen? Die schlichte Antwort: Weil wir alle als KünstlerInnen zusehends öfter aufgefordert sind, uns schriftlich zu unserer Kunst oder der von anderen zu äußern. Man denke nur an Sponsoring-Anfragen, Stipendienansuchen oder Werbetexte für eigene Produkte und Ausstellungen. Die eigene Stimme ist aber nicht bloß individuelle Note, sondern zudem die einzige Möglichkeit, dass auch Menschen, die von sich aus nicht zur sprachlichen Äußerung neigen, Freude beim Schreiben verspüren. Und nur kreative Produktion, die Freude macht (abgesehen natürlich vom endlosen Korrigieren, Feilen und Tüfteln), ist gute kreative Produktion!

Alle Kunst hat Vorbilder. Der amerikanische Dichter Donald Barthelme meinte sogar, die Schriftstellerei sei nichts als die „Akkumulation von (literarischen) Vätern“. Im SoSe 2015 haben wir uns zur Lockerung mit verschiedenen schriftlichen Formen wie Liedtexten, Gedichten oder Theorie beschäftigt, uns „eingegroovet“, um dann selbst ähnliche Texte zu schreiben. Auch das Versetzen in die schreibende und argumentierende Rolle anderer stand auf dem Programm, denn gutes Schreiben ist immer auch „Method Wrtiting“ – das Hineinversetzen in andere, in AutorInnen, aber auch in Lesende, kurz in alle, die man vom eigenen Gedanken begeistern, schockieren, überzeugen will.

Hier vier Beispiele aus unserer Werkstatt.

* * *

Mit seiner so markanten Rhetorik ist Thomas Bernhard wohl der Dichter deutscher Zunge, dessen Nachahmung für junge SchriftstellerInnen fast unvermeidbar ist. Unzählige DichterInnen hatten und haben ihre TB-Frühphase. Wir haben diese forciert! Nach der abwechselnden lauten Lesung von 50 Seiten aus Bernhards Alte Meister, gleichsam einem Hauptwerk des „Neurolingistischen Programmierens“, entstand diese prächtige Nachempfindung von Julia Brandstetter zum Thema „Im Aktzeichensaal“.

Der Aktsaal

von Julia Brandstetter

Normalerweise wird im Aktsaal aktgezeichnet. So stellt man sich das üblicherweise vor, im Aktsaal wird aktgezeichnet, es steht eine Person mitten im Raum, das Aktmodell, nimmt eine zeichenwürdige Position ein und ringsherum sitzen mehr oder weniger zeichenwütige Studenten, die versuchen, die zu aktzeichnende Person möglichst naturgetreu abzuzeichnen.

Doch das gelingt nur wenigen, denn viele zeichnen nur Akt, weil sie den Kurs belegen müssen und gar nicht wissen, was sie da eigentlich tun. Sie setzen sich irgendwo hin, achten nicht darauf, welchen Blickwinkel sie dadurch einnehmen, packen alles mit ihren Aktzeichensachen voll und beginnen zu zeichnen. Sie beginnen so leidenschaftslos aktzuzeichnen, dass man es ihnen von der Weite an sieht, dass sie nur die Zeit absitzen um ihre Punkte für den Kurs zu erhalten.

Die Professorin zieht ihre Kreise um das Aktmodell und die rundherum sitzenden Studenten. Sie zieht ihre Kreise wie ein Raubtier um irgendwann eine Studentin heraus zu picken wie ein schwaches Wild, dass sie erlegen kann. Wie viele Lehrende sucht sie sich nur die Fehler heraus, die Fehler, die sie kritisieren kann und über die sie sich wiederholt auslassen kann.

Bei jeder Studentin, an der sie vorbei geht, spannen sich erst die Schultern an, um sich dann, sobald die Professorin wortlos vorbeigegangen ist, wieder merklich zu entspannen.

Die Professorin zieht ihre Runden wie ein Raubtier auf der Suche nach Nahrung, geht von einer Studentin zur anderen, sieht jeder über die Schulter und findet überall einen gravierenden Fehler, einen Fehler den sie dann genüsslich ausbessert, hin und wieder sogar eigenhändig. Sie reißt der Studentin den Stift aus der Hand und zeichnet selber auf dem Papier der Studentin. Sie erklärt manchmal nicht lange, sondern bessert die Stelle einfach aus. Sie bessert die Stelle in einer Art und Weise aus, dass die Zeichnung hinterher noch schlimmer aussieht als vorher, als wolle sie extra auf den Fehler hinweisen, so, dass die Zeichnung hinterher zu schreien schien: „Seht her, hier ist der Fehler!“

Überzeugen ist als KünstlerIn Pflicht! Überzeugen heißt aber auch, sich von der eigenen Meinung taktisch temporär zu distanzieren, um Ressourcen freizubekommen für künstlerisch-technische Belange. Je weiter entfernt man von einer Meinung steht, desto besser kann man die Technik üben, etwas kalkulierend mit Verve zu vertreten. Unsere Aufgabe lautete, bestechend zu argumentieren, „warum der Staat seine BürgerInnen möglichst lückenlos überwachen soll“. Eva Wutte hat sie bravourös gemeistert!

Willkommen im Überwachungsstaat!

von Eva Wutte

Es gilt: “Gleiches Recht für alle!“

Der Staat will durch ein einheitliches Überwachungsgesetz gleiche Sicherheit für alle seine Bürger und Bürgerinnen schaffen. Ohne jeglichen Gedanken an Eigennutzen. Denn es ist für alle da!

Obgleich man sich, natürlich, seinen Freiheitsrechten und seiner Privatsphäre bewusst ist, darf man keine falsche Scheu vor einem offenen Umgang mit privaten Inhalten haben.

Denn durch gewisse, einheitliche Einschränkungen soll vor einem möglichen öffentlichen Chaos und vor allem Diskriminierung bewahrt werden.

Die Leute werden offener, da sie einen freien Umgang mit ihren Daten und persönlichen Meinungen lernen.

Wodurch eine öffentliche Meinung unterstützt wird und so Rassismus vorgebeugt wird.

Wenn der Staat dich überwacht, will er nicht in deine Privatsphäre eingreifen, sondern versucht damit für dich und deine Mitbürger den höchst möglichen Sicherheitscomfort zu schaffen.

Was dir doch ein viel leichteres, sorgenfreieres Leben ermöglichen würde.

Verbrechen können früher erkannt, Verbrecher schneller gefasst werden.

Internet, Handy oder einfacher gesagt dein gesamter Datenaustausch wird sorgfältig überwacht und kontrolliert. So besteht die Möglichkeit, dich auf jeden fall noch vorzeitig zu informieren, also noch bevor ein Verbrechen überhaupt geschehen kann.

Du brauchst dir über deine Sicherheit keine Sorgen mehr zu machen, denn der Staat überwacht dich.

Außerdem gilt, wenn du dir nichts zu Schulden kommen lassen hast, brauchst du auch nichts zu befürchten.

Mach Dir keine Sorgen!

Alles wird gut!

Mit dem einheitlichen, staatlichen Überwachungsgesetz!

Nach dieser Übung in Un-Authetizität kam die Authentizität oder jedenfalls ihre Nachahmung zum Zuge. Und was eignete sich dazu besser als das gute alte genre des Schlagertexts? Zur Einstimmung lauschten wir ein paar Klassikern des Genres. Daraufhin schrieb ich

Am Fenster

von Thomas Raab

Endlich sitze ich am Fenster
allein, denn du wolltest nicht
mit mir zu zwei’n am Fenster sein
und jetzt seh‘ ich mein Gesicht

im Spiegel, der die Welt bedeutet
im Fensterglas, hinter dem läutet
die Glocke zur kirchlichen Marie
so verzagt war ich noch nie

(Refrain:)
Du hast mich einfach sitzen lassen
du hast mein Leben abmontiert
du hast mich von der Wand gepinnt
du weißt, dass Zeit wie Zeit verrinnt

durch mein Spiegelbild erkenn‘ ich:
schwarze Wolken ziehen auf
und, hör‘ zu, bald komm‘ ich drauf
ohne dich kein Spiegelbild

ohne dich kein Lebensmotto
ohne dich kein Nichtallein
ohne dich nur Zahlenlotto
ohne dich kein Zweisamsein

(Refrain:)
Du hast mich einfach sitzen lassen
du hast mein Leben abmontiert
du hast den Spiegel vollgehaucht
jetzt bin ich es, die/der dich braucht.

Ergriffenheitsähnlichkeiten zu Townes van Zandts At My Window sind unbeabsichtigt und zufällig!

Renée Chvatal stellt für textileforce eine eigene, überzeugende Gedankenminiatur zur Verfügung. Sie ist nicht nur ein gutes Beispiel für freies Schreiben in der eigenen Stimmlage, sondern auch dafür, dass Kunst und Design auch von philosophischen Ideen getrieben entstehen kann. Und diese müssen keineswegs im Mainstream des jeweiligen Genres fließen. Im Gegenteil! Auch Ironie darf und muss vielleicht sogar sein.

Happiness Works

von Renée Chvatal

Neben vielen anderen Aspekten bildet Geduld und Selbstdisziplin das Fundament des Erfolges. Um herauszufinden, ob ich die Voraussetzungen für ein erfolgreiches Leben erfüllen kann, habe ich mich selbst auf die Probe gestellt.

Und siehe da – HAPPINESS WORKS

Pullover_Dieser dient als Visualisierung

Strick_ Verstrickt in den Mustern des vermeintlichen Erfolgs

Papier_ Ist nicht beständig

Fransen_Stagnationsphasen im Erfolgsprozess

 

Erfolg ist ein Synonym für Anerkennung, die im Wertesystem gefangen bleibt, Identitätszuweisung und ein Symbol, welchen Stellenwert man erreicht hat. Etwas, das man im Leben braucht, um glücklich zu werden. Etwas, das voraussetzt, dass man sein Handeln äußeren Anforderungen unterordnet. Durch unsere Gesellschaft und den ständigen Medienwahnsinn, dem wir ausgesetzt sind, ist es schwierig geworden, sich dem Bann des beruflichen Erfolges und der Anerkennung zu entziehen.

Nur das bedeutet Erfolg heute.

Der häufigste Fehler, der in unserer Branche begangen wird ist, dass man einer Tätigkeit nachgeht, die man zwar gut kann, aber ungern macht. Dieser strategische Fehler führt außerdem dazu, dass viele denken, dass Dinge, die erfolgreich bewältigt, automatisch Glück bedeuten. Man unterliegt der Verlockung von Äußerlichkeiten wie Geld, Macht und Status.

Doch wer wirklich glücklich und erfolgreich zugleich sein will, braucht den Mut und die Konsequenz, Dinge zu tun, die er oder sie wirklich gerne macht. Denn erst dadurch kommt der Erfolg auf die richtige Bahn.

ERFOLG MACHT KEINEN MENSCHEN WERTVOLLER.

In diesem Sinne: Schönen Sommer!