Studierende der Abteilung textil·kunst·design haben im Rahmen der Lehrveranstaltung Textiler Digitaldruck Projekt bei der internationalen Ausschreibung der Slovak Textile Artists Association TXT eingereicht. Katharina Grafinger, Julia Moser und Julia Neuhold haben es geschafft und können ihre Arbeiten bei der 17th International Minitextile Exhibition in Bratislava und Prag präsentieren.
Die Ausstellung findet vom 3.06. bis zum 21.06.2015 in der Galerie SVÚ, Dostojevského rad 2, SK – 811 09 Bratislava sowie von 1.7. bis 24.07. 2015 in der Galerie S.V.U. Manes Diamant, Spalena 4, Prague1 statt.
Hier noch einige Arbeiten:
ERINNERUNGSBILDER
Anna Gach
Denkt man an die Kindheit oder an bestimmte vergangene Lebensmomente, so entstehen sofort emotionale Bilder im Kopf. Doch wie sehen diese Erinnerungsbilder konkret aus? Kann man sie für andere erfahrbar machen?
Dies ist jedenfalls ein Versuch Erinnerung darzustellen. Durch die Technik des Textildruckes werden Fotografien aus der Kindheit auf weißen Baumwollstoff gedruckt und verändert. Das Bild ist nicht schwarz-weiß, sondern bunt, es ist nicht konkret, sondern verschwommen, man könnte auch sagen ausgefranst.
Erinnerungen sind wertvoll. Jeder Mensch möchte sie bewahren. Nicht umsonst wird versucht wichtige Ereignisse im Leben durch das Mittel der Fotografie festzuhalten und zu archivieren. Trotz allem sind die eigenen Bilder im Kopf am lebendigsten, da bestimmte Gefühle, Farben, Stimmungen oder Gerüche unvergesslich bleiben.
Anna Gach
LIGHTCUBE
Katharina Grafinger
Uns verbindet ein gemeinsames Gedächtnis, was die Bilder zu bestimmten Orten anbelangt. Wir alle denken auf unterschiedliche Art und Weise, aber bestimmte Eindrücke bleiben uns allen im Kopf. Die Bilder der Antike – Säulen, Ruinen, Tempel und weißer Marmor – entstehen vor unserem inneren Auge. Doch diese Bilder sind nur vage Erinnerungen, Gedankenbruchstücke aus denen wir einen eigenen unwirklichen Ort schaffen. Der Digitaldruck manifestiert diese Gedanken auf ein textiles Medium. Er bringt die verblichenen Abbildungen auf einen Seidenstoff der sich bewegt und verzieht, der die verschwommenen Projektionen einander gegenüberstellt und sie durch Licht zu einem neuen Bild verschmelzen lässt. Die Arbeiten hinterfragen unsere Wahrnehmung und unsere Erinnerungen die wir viel zu oft für allgemein gültig halten und die immer wieder nach Konfrontation verlangen. Was ist meine persönliche Erinnerung, welche Erinnerung hat sich bereits festgesetzt auf meinem Stoff, auf meiner Netzhaut, welche verblassen immer mehr, und werden wieder von neuen überschrieben?
Die Vermischung der Erinnerung und die Täuschung unserer Gedanken und Sinne inspirierte mich zu einem Lichtkubus der verschiedene, alte und sich ähnelnde Dias überlagert die gemeinsam ein neues Bild erschaffen von einem verschommenen Ort. Durch den Kontext der Diafotografien entstanden mosaikartige Gebilde, die durch die einzelnen Quadrate ein gesamtes Bild erschaffen, welches aber verzogen und nicht ganz zusammengehörig erscheint und ein zerstückeltes Gewebe erzeugt.Katharina Grafinger
ALTES HANDWERK
Julia Neuhold
Altes Handwerk, Tradition, und Techniken werden immer weniger praktiziert und von den neuen Methoden abgelöst. Alles soll schneller, billiger, mehr werden. Die Grundlagen, das Ursprungswissen werden weitgehend reduziert. Die Basis der Textilindustrie wird nicht mehr gelehrt, wird ausgelöscht. Die Menschen kennen sich nicht mehr mit Textilien aus und vergessen die Traditionen, das heißt altes Handwerk zu fördern und erlernen wird unmöglich. Die Arbeit soll die Verdrängung des Handwerklichen durch das Technologische symbolisieren. Dabei auch den Aspekt der Haptik ansprechen, bei einem Digitaldruck sieht man das Gehäkelte aber fühlt es nicht mehr.
Julia Neuhold
MEMORY OF TEXTILE
Julia Moser
Dieses Stuck Stoff erinnert an einen zerfetzten Lumpen, der wertlos scheint. Doch gerade die kaputten Stellen, Löcher, Nähte sind Spuren aus vergangener Zeit und lassen Bilder entdecken, die Erinnerungen hervorrufen. Die ausgeschnittenen Löcher und die Stickereien ergeben Fragmente, die die Geschichte des Textils selbst erzählen.
Mit dieser Arbeit möchte ich zeigen, dass Spuren der Abnutzung die Geschichte, den Gebrauch und die Anwendungsweise des Textils offenlegen – ähnlich wie Narben auf der Haut eines Menschen. Es steckt so viel mehr im Alten und Kaputten, wenn man es nur erkennt.
Julia Moser
Projektbetreuung: Melanie Greußing