Cadavre exquis

Wir von „Schreiben und Milieu“ haben gemeinsam eine schöne Leiche geschrieben!

„Cadavre exquis“: Es ist dies ein Kollektivgedicht, das entsteht, wenn jede/r seinen Beitrag unabhängig von den vorigen untereinander auf ein Blatt schreibt. Erfunden, wenn man das so sagen kann, haben die Methode ein paar Surrealisten in Paris vor etwa 100 Jahren. Eines ihrer Ziele war, das Gewollte, das Geplante, das Denken, das in Texten und bildnerischen Kunstwerken durchzuscheinen neigt, zu verhindern, um ins Ungeahnte „vorzustoßen“.

Nichtsdestoweniger merkt man, glaube ich, dass wir uns vor der Verfassung mit der Kunst des Paläolithikums beschäftigt haben!

Ringsumher

Ringsumher, nieder mit dir,
und ich seh dich oben,
nicht dein Auge, nur deine Form,
verborgen im Halbweiß stehen –
Tupfen, Striche, das Pferd und dann
der Löwe
wie ein Kind seine Wahrnehmung, Gefühle darzustellen…
Oder wie ein Steinzeitmensch?
Während die Männer eifrig dabei sind
Bären zu jagen, sitzen die Frauen
im Kreis
und befreien sich gegenseitig vom Ungeziefer
und die Farbe hält…
Der rote Fuchs blickt stolz auf den Ring und
verlässt den Raum
in der Höhle des Löwen, Büffel und Bären
ließ er sich in seinen Gedanken nicht stören –
und es vermag das Gestein allein
aus den Spuren der Zeit
zu lesen.

 

Thomas Raab
www.nachbrenner.at/de/bio.htm

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