IZ ist das türkische Wort für „Spur“ und gleichzeitig der Titel für das künstlerische Projekt, das während unserer Exkursion nach Istanbul von den Studierenden individuell durchgeführt wurde. Die Aufgabe war, eine persönliche Spur in der Stadt zu hinterlassen, diese fotografisch zu dokumentieren, zu betiteln und textlich zu kommentieren.
Künstlerinnen und Künstler: Clara Bösl, Doris Schuhmann, Eva Wutte, Franziska Sponring, Julia Moser, Julia Platzgummer, Karin Waltenberger, Katharina Fußeder, Katharina Grafinger, Kilian Ludwiczek, Lisa Martinelli, Lisa Mayinger, Magdalena Neuburger, Maria Breitenberger, Melanie Moser, Miriam Walcherberger-Kössler, Natalie Schaupp, Nicole Pühringer, Patricia Rompel, Renée Chvatal, Sandra Eichinger, Sonja Murauer, Sophia Braun, Vera Rupp
Clara Bösl
´Bin Stadt fegen!
Jeder hinterlässt Spuren und sein sie noch so lapidar wie ein Kaugummipapier oder ein Zigarettenstummel. Kehrenderweise verwische ich die vorhandenen Spuren und forme daraus eine neue …
– meinen Haufen!
Jeden Tag kehrte ich irgendwo in Istanbul. Der Besen war immer dabei. Die Leute haben auf ihn reagiert und anschließend auf mich. Mancher bedankte sich, als ich die Treppen einer Moschee kehrte. Mancher wunderte sich, wozu man das in meinem Heimatland verwenden würde. Mancher schenkte mir ein Eis, als ich seinen Laden kehrte. Mancher meinte: „Strange Accessoire!“ Mancher hat sich amüsiert, dass er den Besen verwalten durfte, während ich im Museum war. Mancher war sehr skeptisch, was ich da mache; meinte dann aber: „Ok, no problem!“ Mancher fragte, ob ich damit fliegen könne. Mancher war verwundert, als ich ihm beim kehren half.
Doris Schuhmann
Der konstruierte Mensch
– im Koffer wird er von Linz nach Istanbul transportiert, um dort den Zufall über sein Leben entscheiden zu lassen.
Eva Wutte
Ein Ritual
Das Bild ist bezeichnet für die Situation meines Rituals an den verschiedenen Orten in Istanbul.
Kniend wie bei einem Gebet, hocke ich auf den steinenen Boden im Innenhof der Moschee, nahe dem Reinigungsbrunnen. Von dort aus schicke ich meine Botschaften in den Himmel.
Meine Spur in Istanbul.
Julia Neuhold und Franziska Sponring
Böden
Wir betreten neue Orte, wandern auf geschichtsträchtigem Boden über Pflastersteine, Fliesen, Holz und hinterlassen unsichtbare Spuren. Wir begegnen Menschen, kommunizieren, unsere Augen saugen Bilder auf und Eindrücke entstehen. Die Erinnerungen verblassen langsam, die Orte verändern sich und unsere Spuren verschwinden. Jeweils ein Foto aus zwei unterschiedlichen Standpunkten wurde fotografisch dokumentiert und übereinandergelegt. Wir befinden uns am gleichen Ort, stehen am gleichen Boden, doch unsere Wahrnehmung unterscheidet sich voneinander. Zwei verschiedene Ansichten von Orten die wir begegnen, zwei unterschiedliche Ansichten im Leben. Zwei Kulturen die aufeinandertreffen.
Julia Moser
ISTANBUL: RUNDREISE „PERLEN DER WESTTÜRKEI“
Bei meiner Recherche zu Istanbul vor Reiseantritt stieß ich auf eine Website mit dem Titel Istanbul: Rundreise „Perlen der Westtürkei“. Diese sogenannten Perlen bezeichnen die schönsten Plätze der Region. Meine Idee war nun, mit in Istanbul gekauften Glasperlen, Plätze zu verschönern, die davor nicht unbedingt als „Perle“ gelten. Bei einem Rundgang durch Istanbul kann man seither Kanaldeckel, herabgekommene Kopfsteinpfaster etc. betrachten, die mit „Perlen der Westtürkei“ verziert sind und so in unerwarteter Farbkraft aufstrahlen. Der Titel erhält dadurch einen neuen Sinn.
Julia Platzgummer
„Haben die ernsthaft Plastik-Brautsträuße?“
Der Plastik-Brautbaum.
Sinnbildhaft für türkischen Kitsch und die türkische Hochzeitskultur wird der Plastik-Blumenstrauß zweckentfremdet und fungiert nun als ganzjährig blühender Plastik-Blumenbaum in einer Seitengasse in Beyoglu, in der Hoffnung von möglichst vielen beachtet zu werden.
Vielleicht ringt er jemanden sogar ein Lächeln ab – ich würde mich freuen.
Karin Waltenberger
Istanbul.
Auf Spurensuche, einer Exkursion,…..
Eine Momentaufnahme,
„Schaun ma mal“ wie ist das Befinden, was könnten wir den so machen?
Aufgrund großer Diskussionen, unter einigen der Studierenden, über die Umsetzung der Exkursion, wollte ich diese Stimmung kurz festhalten…..
Katharina Fußeder und Patricia Rompel
Unsere Eindrücke von Istanbul, Prunk, Gold, Mosaike, glitzerndes Wasser, Ornamente, versuchten wir in die Form eines Teppichs zu übersetzen. Gewebt aus unseren Erinnerungen. Wir haben Gedanken dort gelassen und Eindrücke mitgenommen.
Katharina Grafinger
Schönheit definiert sich über viele Faktoren aber Haare prägen das Aussehen eines Menschen und sind, je nachdem ob sie gezeigt oder verhüllt werden, Stoff für Vorurteile oder Zeichen der Zugehörigkeit. Istanbul ist der Ort an dem die meisten Haartransplantationen der Welt gemacht werden. Vor allem das männliche Haupthaar und ein stattlicher Bart sind immer noch ein Zeichen von Stärke und Männlichkeit in der türkischen Kultur. Männer aus der ganzen Türkei und dem Ausland kommen nach Istanbul um in einer der zahlreichen Klinik ein Stück Selbstbewusstsein zurückzugewinnen. Die Gegensätze zwischen traditionell gekleideten, muslimischen Frauen die Kopftuch tragen und Frauen die sehr liberal gekleidet sind, im Kontrast zu den auffällig gepflegten Haaren der Männer war interessant zu beobachten. Für all die Männer die ihre Haarpracht wieder erlangen wollen habe ich die Haare die ich verloren habe über die gesamte Woche gesammelt und sie als Geschenk verpackt einer Haartransplantationsklinik in Beyoglu geschickt. Meine Haare, die Haare einer Frau, sollen beitragen die männlichen Häupter zu schmücken.
Kilian Ludwiczek
Das Foto zu meiner Spur in Istanbul, bei der ich einerseits Haare als Spur hinterlassen habe und andererseits Istanbul in Form eines Schnauzers seine Spur auf mir hinterlassen hat.
Lisa Martinelli
Spuren…
ob wir wollen oder nicht, es wird uns nie möglich sein keine Spuren zu hinterlassen…
unsere Identität wird immer, so oft, irgendwo, auf so vielen verschiedenen Arten aufgelesen, nachgewiesen, verarbeitet, gespeichert, vermerkt, aufgeschrieben, weitergeleitet, festgehalten, kopiert, gelagert,….
wird irgendwo zurückbleiben, zurückgelassen
ob man es sieht oder nicht, ob man will oder nicht!
jede Tat bleibt jeden Tag als eine Spur
Lisa Mayinger
Eine spur hinterlassen, in istanbul?
in ein flugzeug steigen bedeutet meist eine negative spur zu hinterlassen.
was also kann man tun, um dem entgegen zu wirken?
man kann natur hinterlassen!
samen pflanzen!
von dingen die ich gegessen habe, oliven, datteln, johannisbrotbaumfrucht.
an bedeutsamen stellen, wie im garten der hagia sophia oder nur in kleine grünflächen die ich beim schlendern durch die stadt gefunden habe.
immer mit der hoffnung vllt einen baum gepflanzt zu haben.
Magdalena Neuburger
Urban Weaving
Ich habe mich in Anlehnung an die typischen, türkischen, textilen Applikationsarten mit Borten und Bändern beschäftigt.
Die bunten, etwas schrillen, Bänder sollen ein Lächeln im Gesicht der Personen hinterlassen, die sie zwischen tristen Abrisszäunen und grauen Seitenstraßen entdecken. Die Idee, die farbenfrohen textilen Elemente von der türkischen festlich-ausgeschmückten Kleidung auf die Straße zu holen um auch diese zu verzieren, hinterließ schon beim ersten Zuseher ein Lächeln und hatte somit seinen Sinn erfüllt.
Maria Breitenberger
Es geschieht immer wieder, dass Werke der zeitgenössischen Kunst durch einen Zugriff von Reinigungskräften oder anderen „Kräften“ verschwinden. Man denke nur an die berühmte „Fettecke“ von Joseph Beuys, die 1986 einem tatkräftigen Hausmeister in der Düsseldorfer Kunstakademie „zum Opfer fiel“. Einer seiner Freunde, Johannes Stüttgen beanspruchte das Objekt für sich und erhielt dafür 40000 D-Mark vom Land Nordrhein-Westfalen Schadensersatz. Seit dem Künstler Alltagsgegenstände für ihre Arbeiten verwenden, fällt es oft schwer, Kunst und „Dreck“ zu unterscheiden. Doch auch bei gewöhnlichen Gegenständen gibt es Möglichkeiten der Verwechslung, so geschehen bei einer Ausstellung mit moderner Kunst in Paris. Die Besucherin schaute sich eingehend die Erklärungen an, die neben den Bildern und Objekten angebracht waren. Als sie dann vor einem weiß bemalten Metallgitter stand, dass sie durch seine Schnörkellosigkeit beeindruckte, suchte sie vergebens nach einer Erläuterung. Kein Wunder, stellte sie später errötend fest, es war die Verkleidung einer Heizung. In Anlehnung an „ist das Kunst oder kann das weg?“ hinterließ ich meine Spur in einer Galerie in Istanbul. Das langfristige Schleppen der Tasche ermutigte mich spontan dazu, sie im farbig passenden Raum so zu platzieren dass sie A: niemand störte und B: sie niemand wegnehmen traute (zu meinem Glück hat es funktioniert).
Melanie Moser
Concealing.
In Istanbul gibt es kaum Orte an denen es ruhig und gelassen zugeht, die Stadt ist imdauernden Wandel, die Menschen sind anderen gegenüber offen und an täglichenTrubel gewohnt. So der Eindruck der Stadt auf den ersten Blick. Doch gibt es auch viele Facetten der Stadt, die erst bei näherem Hinsehen zu erahnen sein können. Nicht nur der von uns gewohnte Reichtum, sondern auch Armut gehört zum Stadtbild. Viele Menschen quartieren sich und ihre Familien in Baustellen oder zusammengefallene Häuser ein um im Müll nach Nahrung zu suchen, oder zu betteln. In den Tourismusgebieten sind diese Facetten gut versteckt und werden nur bei näherem hinsehen, meist nur flüchtig erkannt. Oftmals sind es Frauen die scheinbar allein versuchen ihre Kinder zu schützen und großzuziehen. Mit achtsamem Auge ist eine stillende Mutter in einer dunklen Ecke am Wegesrand kein seltener Anblick.
Als Tourist wird einem in manchen Teilen der Stadt eine andere Welt präsentiert,die zum Teil nur entfernt mit der der einheimischen verwandt ist.
Charakter-Versteck-Neugierde-Angst-Flucht-Wettlauf-Zeit-Stress-leben-zu kurzkommen-verlaufen-Millionenstadt-schwarz-Trauer-Enthaltsamkeit-Unterwürfigkeit-Verzweiflung-hinter den Kulissen-Armut-mehrschichtige Gesellschaft-Revolution-Glaube-Entwicklung-Liebe-Anpassung-Weiblichkeit
Miriam Walcherberger-Kössler
IZ 1 (2015)
‚Yalla Bismillah, Allahu Akbar’
Ein kleiner handgeschriebener Zettel, ‚Yalla Bismillah, Allahu Akbar’ (‚Los geht’s im Namen Gottes, Gott ist allmächtig’ ) zusammengeknüllt auf einem Haufen Schutt geworfen.
Als Antwort auf die am 22. Juni 2014 statt gefundenene Pro Erdoğan- und AKP -Demonstration in Wien und die damit verbundenen Aussagen diverser Politiker was die Einwanderung und die damit einhergehende österreichische Staatsbürgerschaft betrifft.
Natalie Schaupp
Allein durch die Anwesenheit in der Türkei hinterlassen wir Spuren ohne diese bewusst zu setzen. Jeder ist, wenn auch nur ein kleiner, Teil einer Zahl….
In meiner Arbeit kombiniere ich Zahl (Wirtschaftsleistung Türkei – BIP (Mrd. EUR) 722,7 (Prognose 2015), Dokumentation der Spur und Spur (einkaufen).
Nicole Pühringer
EINE ISTANBULCOLLAGE_KUNST FÜR JEDE KULTUR
Reisen_Auseinandersetzung_Gegensätze_Arm/Reich_Kunst und Kultur für jedem Menschen _auch für den Menschen, der auf der Straße lebt_ein Gedanke_Trinken und Essen in Verbindung mit Kunst_
Renée Chvatal
STANDPUNKT
Ich in der Gesellschaft.
Ich in einer fremden Gesellschaft.
Ich in einem Lokal mit meinem Standpunkt der sich fortsetzt.
Sandra Eichinger
Ich zeichne sehr gerne, möglichst überall wo ich bin. Auf Reisen finde ich es aber eher unpraktisch, mein Skizzenbuch ständig mit mir herumzuschleppen. So kam mir in Istanbul die Idee, einfach das erstbeste Material zu schnappen, auf dem man zeichnen kann. Servietten.
Dadurch entstand wie von selbst meine Spur quer durch Istanbul. In jedem Restaurant oder Cafe schnappte ich mir eine Serviette und zeichnete drauf los. Als Unterlage diente jeweils die vorherige Serviette, die die „Spur“ für die nächste Serviette vorgab. Am Ende der Exkursion hatte ich dann eine, wie ein Dominospiel fortlaufende Spur. Die letzte Serviette hat eine offene Verbindung, die ich dann vielleicht nächstes Mal, wenn ich in Istanbul bin, fortsetzen kann.
Sonja Murauer
Ein Zeichen „setzen“
„Flowers alsways make people better, happier, and more helpful; they are sunshine, food and medicine for the soul.“ Ein Zitat von Luther Burbank
Frei nach dem Motto von Luther Burbank ist mein Zeichen ein freundliches, eine kleine Geste, etwas das verbindet, wertschätzt und Gemeinsamkeiten aufzeigt. Blumen sind schon seit langem ein Mittel der nonverbalen zwischenmenschlichen Kommunikation. Interessanterweise berichtet Lady Mary Wortley Monatgu aus Istanbul erstmals über den Code der Blumensprache. Ich lebe zur Zeit in den Niederlanden, einem Land, welches vorallem für seine Tulpen bekannt ist. Die Tulpen werden auf großem Feldern angebaut, dir wie Farbteppiche wirken, und im Frühling werden im ganzen Land Tulpenfestivals organisiert.
Im 17. Jahrhundert galt die Tulpen als die Königin unter den Blumen und wurde zu einem gigantischen Spekulationsobjekt. In den Jahren 1634 bis 1637, der Zeit der Tulpenmanie, bot man in Holland bis zu 10.000 Gulden für eine Zwiebel der Sorte „Semper Augustus“. Das entsprach damals dem Gegenwert eines Amsterdamer Stadthauses.
Was jedoch wenige wissen ist, dass die Tulpe ursprünglich im ottomanischen Reich (heutige Türkei) kultiviert wurde und erst im sechszehnten Jahrhundert in die Niederlande kam. Das Tulpenmotiv prägt Istanbul und das jährliche Tulpenfest kann auf jeden Fall mit denen in den Niederlanden mithalten!
Mein Zeichen (eine niederländische Tulpenzwiebel der Sorte spring green) hat mit mir die Reise aus Groningen nach Istanbul gemacht, um in seinem einstigen Ursprungsland im wahrsten Sinne des Wortes Wurzeln zu schlagen.
Sophia Braun
Müll ist eine Spur, die jeder hinterlässt, egal wo er hingeht. Ob es nun Sachen sind, die nach dem Gebrauch ihren Wert verlieren wie Eintrittskarten, Kaffeesatz, Klopapier oder unbrauchbare Anteile, die übrig bleiben – Maiskolben, Verpackung, Plastikflaschen für Wasser… Wir hinterlassen alle unsere Spur in den Müllsystemen der Orte, in denen wir uns aufhalten. Bei meinem Projekt habe ich nichts extra an der Stadt verändert, und doch habe ich an mehreren Orten eine physische Spur hinterlassen durch meinen täglichen Verbrauch. Ich machte diese meist unbewusste Handlung also bewusst und dokumentierte meine Spur an Weggeworfenem während meiner Zeit in Istanbul.
Vera Rupp
(kein Titel, da schon eine Bildbeschriftung besteht)
Idee : Menschen zum Lachen zu bringen,
Lachen versteht jeder, egal welche Sprache wir sprechen
Spur : gute Laune hinterlassen