Jamais-vu
Projekt von Karoline Pöhn, Masterstudentin textil.kunst.design
Obwohl meine Entscheidung, für mein Master-Studium das Institut zu wechseln – von Fashion&Technology zu textil.kunst.design – eine sehr bewusste war, war es damit allein nicht getan. Meine Denkweise musste sich transformieren. Weg von vestimentären Formen, hin zu etwas Unbekanntem.
Meine Fertigkeiten, Wissen und bisher erlernten Techniken sollen neu kombiniert und angeordnet werden, um mein Arbeitsfeld in Richtung bildnerische Arbeiten erweitern zu können. Diesen inneren Transformations-Prozess des Denkens und Handelns soll meine Arbeit „Jamais-vu“ veranschaulichen.
Das Jamais-vu-Erlebnis [ʒamɛˈvy] (franz. für niemals gesehen) beschreibt das Gegenteil vom Déjà-vu-Erlebnis. Bei diesem psychologischen Phänomen wird eine Person, ein Umstand oder ein Ort – obwohl eigentlich bekannt – als völlig fremd oder neu empfunden.
Mit einer Variante des Monoprint-Verfahrens (in meinem Fall mittels Gelli-Plate) habe ich mein Bachelor-Portfolio auf Textil gedruckt und versuche damit das oben genannte Phänomen herbeizuführen.
Die Prints auf Textil zeichnen sich durch eine gewissen Unschärfe aus, ähnlich einer Erinnerung die langsam zu verblassen beginnt. Die
Ursprungsgrafik ist mal mehr mal weniger erkennbar.
Im Druckprozess stellte ich fest, dass obwohl ich immer
wieder die selben Schritte möglichst genau wiederholte, doch jeder Druck einzigartig ist und sich nicht exakt reproduzieren lässt. Auch die Dauer des Druckprozess (ca. 15 Stunden) stehen sinnbildlich dafür, dass Prozesse ihre Zeit brauchen – mehr als man manchmal annimmt oder sich vielleicht wünscht.
Das ursprüngliche Porfolio mit 68 Seiten wurde auf die entsprechende Anzahl von Doppelseiten im Broschüren-Druck übertragen und von Hand mittels Coptischer Bindung (offne Fadenbindung) gebunden. Die verwendeten Materialen, wie Acrylfarbe, Baumwollstoff und Druckutensilien wurden aus meinem Bestand entnommen. Einzig die Gelli-Plate musste neu angeschafft werden.
Material: Acrylfarbe auf Baumwollstoff 29x43cm, Fadenbindung (Coptische Bindung)
Prozess:
Die selbstgegossene Gel-Platte aus Agar-Agar zersetzt sich zu rasch -> Gelli Plate;
um ausreichend Toner vom Papierdruck auf die Platte und anschließend das Textil übertragen zu können, müssen die Papierseiten doppelt bedruckt werden.
Acrylfarbe muss die richtige Viskosität aufweisen (nicht zu fest nicht zu flüssig);
Farbschicht zur Abnahme des Toners dünn (direkt aus der Tube) , zweite Farbschicht zum Übertrag aufs Textil dicker (gemischt aus sehr fester Acrylfarbe und flüssiger; mit Druck (schweres Buch) 2 Minuten antrocknen lassen
Fotos © Karoline Pöhn
Das ist ja mal ein tolles Projekt!